28.09.2014

Die Bedeutung des Phänomens des Organischen in Kants Naturphilosophie



Bei Kant können verschiedene Weltperspektiven unterschieden werden, die seiner Natur- und Ethikphilosophie zugrunde liegen.
Basierend auf die Newton‘sche Physik, begründet Kant zuerst eine deterministische Weltsicht, woran sich die neuzeitlichen Wissenschaften orientieren. Diese Perspektive verkörpert die kopernikanische Wende Kants, die der Naturwissenschaft keine Erkenntnis der Welt an sich zuspricht, sondern nur deren Phänomenen, wie sie den Vernunftgesetzen gemäß erkannt werden. Eine dieser Kategorien der Vernunft, die a priori (vor Erfahrung) in uns existiert, ist die Kausalität, die wiederum das Gesetz dieser deterministischen Natursicht darstellt.
Ausgehend davon, dass die Freiheit bei menschlichem Handeln eine notwendige Bedingung dafür ist, jede Ethik zu begründen, entwirft Kant ein zweites, diesmal ein praktisches Weltbild, indem er die Freiheit postuliert und dieses Postulat darin verwurzelt sieht, dass in der uns gegenüber verschlossen bleibenden, nicht erkennbaren "Welt an sich" diese Freiheit denkmöglich ist. Die menschliche Handlungsfreiheit ist ein wesentlicher Bestandteil der Kantischen Ethikphilosophie. Die Freiheit auf eine solide Basis zu begründen beleibt aber ein schweres Unternehmen. Kant geht in seiner "Kritik der Urteilskraft" einen Schritt weiter, um diese „Grundlegung“ zu "konsolidieren". Er holt den Aristoteles'schenGrundgedanken der Teleologie zurück und entwickelt seine organizistische Philosophie, die Natur und Freiheit noch stärker zu verzahnen versucht. Indem er den Lebewesen eine dynamische Selbstorganisation zurechnet, stellt er damit neben der wissenschaftlichen Natursicht eine Naturdeutungsperspektive, die zwar keine neue wissenschaftliche Erkenntnis ermöglicht, aber es "legitimiert", freiheitliche Vorstellungen in die natürliche Wirklichkeit heranzutragen. Wenn wir selbst als Freiheitswesen aus der Natur herkommen, dann müssen wir nach Kant, die Lebewesen als selbstorganisationsfähig ansehen, indem Sinne, dass Organismen nicht nur bewegte Kräfte besitzen, sondern auch bildende Kräfte. Daher kann der Mensch sich selbst Handlungszwecke frei bestimmen. Um die Freiheit der Menschen aus dem neuzeitlichen deterministischen Mechanismus zu "retten", interpretiert Kant die Lebewesen als selbstorganisationsfähig und daher vermögen die Menschen von sich selbst aus, sich Zwecke und Ziele frei zu wählen und danach zu handeln.

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