Bei Kant können verschiedene Weltperspektiven
unterschieden werden, die seiner Natur- und Ethikphilosophie zugrunde liegen.
Basierend auf die Newton‘sche Physik,
begründet Kant zuerst eine deterministische Weltsicht, woran sich die
neuzeitlichen Wissenschaften orientieren. Diese Perspektive verkörpert die
kopernikanische Wende Kants, die der Naturwissenschaft keine Erkenntnis der
Welt an sich zuspricht, sondern nur deren Phänomenen, wie sie den
Vernunftgesetzen gemäß erkannt werden. Eine dieser Kategorien der Vernunft, die
a priori (vor Erfahrung) in uns existiert, ist die Kausalität, die wiederum das
Gesetz dieser deterministischen Natursicht darstellt.
Ausgehend davon, dass die
Freiheit bei menschlichem Handeln eine notwendige Bedingung dafür ist, jede
Ethik zu begründen, entwirft Kant ein zweites, diesmal ein praktisches
Weltbild, indem er die Freiheit postuliert und dieses Postulat darin verwurzelt
sieht, dass in der uns gegenüber verschlossen bleibenden, nicht erkennbaren
"Welt an sich" diese Freiheit denkmöglich ist. Die menschliche
Handlungsfreiheit ist ein wesentlicher Bestandteil der Kantischen
Ethikphilosophie. Die Freiheit auf eine solide Basis zu begründen beleibt aber ein
schweres Unternehmen. Kant geht in seiner "Kritik der Urteilskraft"
einen Schritt weiter, um diese „Grundlegung“ zu "konsolidieren". Er
holt den Aristoteles'schenGrundgedanken der Teleologie zurück und entwickelt
seine organizistische Philosophie, die Natur und Freiheit noch stärker zu
verzahnen versucht. Indem er den Lebewesen eine dynamische Selbstorganisation
zurechnet, stellt er damit neben der wissenschaftlichen Natursicht eine
Naturdeutungsperspektive, die zwar keine neue wissenschaftliche Erkenntnis
ermöglicht, aber es "legitimiert", freiheitliche Vorstellungen in die
natürliche Wirklichkeit heranzutragen. Wenn wir selbst als Freiheitswesen aus
der Natur herkommen, dann müssen wir nach Kant, die Lebewesen als selbstorganisationsfähig
ansehen, indem Sinne, dass Organismen nicht nur bewegte Kräfte besitzen,
sondern auch bildende Kräfte. Daher kann der Mensch sich selbst Handlungszwecke
frei bestimmen. Um die Freiheit der Menschen aus dem neuzeitlichen
deterministischen Mechanismus zu "retten", interpretiert Kant die
Lebewesen als selbstorganisationsfähig und daher vermögen die Menschen von sich
selbst aus, sich Zwecke und Ziele frei zu wählen und danach zu handeln.
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