Im Rahmen seiner holistischen
Naturphilosophie benutzt Schelling die Begriffe „natura naturans“ und „natura
naturata“, um eine Grenzlinie zwischen den Doppelaspekten seines
Naturverständnisses zu ziehen, nämlich einerseits dem Naturaspekt, der die
Natur in ihrer dynamischen und produktiven Seite fokussiert („natura naturans“)
und anderseits dem Naturaspekt, der sich auf die Natur als statische Gestalten
und erstarrte Produkte konzentriert („natura naturata“). Diese Trennlinie hilft
nicht nur den Doppelcharakter der Natur als dynamische Schöpfungs-kraft und
geschöpfte statische Produkte auseinander zu halten, sondern dient auch als
Berührungslinie, denn diese zwei Aspekte stehen zueinander wie zwei Seiten
einer Medaille, die letztendlich im Sinne Schelling voneinander nicht trennbar
sind. Die Medaille steht (für mich)hier als Metapher für die Natur, die ebenso
aus zwei untrennbaren Seiten besteht und zugleich eine geschlossene Einheit in
sich ist. Die „Gegensätzlichkeit“ der Begriffe „natura naturans“ und „natura
naturata“ stellt einen Wechsel zwischen zwei Blickwinkeln dar, aus denen die
Natur betrachtet werden kann. Als „natura naturans“ ist die Natur ein
Organismus, ein schöpferischer Prozess, der zu „natura naturata“, also
erstarrten Gestalten bzw. Produkten führt, die übrigens Forschungsobjekte der
Wissenschaft sein können. Zwecks einer ganzheitlichen Naturphilosophie betont
Schelling den schöpferischen Charakter der Natur, um den menschlichen Geist
(insofern als Naturforschungssubjekt) auch als einen ihrer Bestandteile
anzusehen. Mehr noch, für Schelling ist das Organische bzw. Lebendige
ursprünglicher als das scheinbar Erstarre bzw. Tote. Aus dem ersten soll das
zweite geklärt werden und nicht umgekehrt. Zu bewundern nach ihm ist nur, wie
das von Anbeginn an latente Leben hinter so vielen unbelebten Formen versteckt
bleiben kann, bis es endlich in organischen und tierischen Form erscheint (1).
Literatur:
(1): Gloy (1996), S. 82 /kein Zitat, nur sinngemäß
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen