Mit Gottesbeweis
drückt die Religionsphilosophie den Versuch aus, die Existenz Gottes (hier v.a.
eines Schöpfergottes nach abrahamitischem Glauben) rational zu beweisen. Es
geht hier um mittelalterliche und frühneuzeitliche Gottesbeweise, die sich
methodisch in zwei Arten aufteilen lassen, nämlich apriorische und
aposteriorische. Ohne Bezug auf die Erfahrung (a priori) und allein aus der
Begriffsanalyse versucht z. B. Anselm von Canterbury in seinem sog. "ontologischen
Gottesbeweis", die Existenz Gottes zu verdeutlichen. Im Gegenteil dazu
geht Thomas von Aquin von der Erfahrungswelt (a posteriori) aus und bemüht sich
anhand seiner berühmten fünf Wege, dass der Schöpfergott existiert.
Später fasst Kant
diese Gottesbeweise zusammen, indem er sie in drei Formen aufteilt:
ontologische, kosmologische und naturtheologische. Der ontologische
Gottesbeweis leitet einzig aus dem Gottesbegriff als dem vollkommensten Wesenseine
Existenz ab, denn das Sein ist zwangsläufig Bestandteil der Vollkommenheit und
daher die Notwendigkeit der Gottesexistenz.
Die kosmologische
Beweisform bezieht sich auf das Faktum, dass es irgendeinen kontingenten
(zufälligen, nicht-notwendigen) endlichen Gegenstand (oder das Universum) gibt,
um daraus abzuleiten, dass Gott existiert. Anders gesagt, aus der Frage:
"Warum gibt es überhaupt Etwas und nicht einfach Nichts?" wird auf die
Gottesexistenz gefolgert.
Der
Naturtheologische Beweis nach Kant nimmt seinen Ansatz bei den
Sinneserfahrungen, beachtet die kausalen Naturgesetzmäßigkeiten und versucht
Gott als Anfangsgrund diese Kausalkette zu demonstrieren.
Philosophiegeschichtlich
gesehen, war Kant der erste, der die Möglichkeiten einer philosophischen
Theologie und damit alle „rein rationale“ Gottesbeweise gründlich kritisiert
hat, indem er in seinem Werk „Kritik der reinen Vernunft“, die Grenzen einer
Vernunfterkenntnis gezogen hat. Er beschränkt das Wissen auf die empirische
Welt ein und hält den Versuch einzig durch Begriffsanalyse zu argumentieren für
spekulativ und daher zu keiner sicheren Erkenntnis führend. Hervorzuheben ist
sein logischer Einwand gegen die ontologische Beweisform. Kant bezeichnet ein
Argument (für einen Gegenstand) als „tautologisch“, wenn dieses Argument in der
Definition dieses Gegenstands (explizit oder implizit) enthalten ist. Anders
gesagt, wenn ein Beweismittel in einer Voraussetzung „steckt“ und trotzdem
weiterbenutzt, um diese Voraussetzung zu bestätigen, dann geht es hier um einen
logischen Zirkel (bzw. Zirkelschluss), der letztendlich nichts beweist. Man
kann nicht davon ausgehen, dass Gott dem vollkommensten Wesen entspricht (als
Definition Gottes) und doch daraus auf die Existenz Gottes schließt, indem man
sagt, das Sein gehört notwendigerweise zur Vollkommenheit, wie es z. B. Anselm
v. Canterbury macht.
Mit diesen
Gottesbeweisen versuchte v.a. die Scholastik „eine Brücke“ zwischen Glauben und
Vernunft zu „bauen“ und somit dem Glauben einen rationalen Grund zu finden. Es
war Kant, der deutlich zwischen Glauben und Wissen systematisch und
argumentativ trennte: “Ich kann also
Gott, Freiheit und Unsterblichkeit zum Behuf des notwendigen praktischen
Gebrauchs meiner Vernunft nicht einmal annehmen, wenn ich nicht der
spekulativen Vernunft zugleich ihre Anmaßung überschwenglicher Einsichten
benehme […] Ich mußte also das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu machen. “ (1)
Wir können
nochmals die Gottesbeweise, die sich auf die empirische Welt beziehen (v.a.
Versuche des Thomas von Aquin) in drei Formenzusammenfassen:
Der kausale
Ansatz:
Das Universum
muss zeitlich irgendwann mal angefangen haben. Die Zeit selbst muss bei einem
Punkt ausgelöst sein, was einem Erstauslöser benötigt, der selbst keinen Anfang
braucht und daher unendlich und zeitübergreifend ist. Und den nennen wir Gott.
Ansatz der ersten Bewegung:
Wir erleben die
Natur (uns eingeschlossen) als ständig in Veränderung. Jede Änderung wird durch
eine Ursache ausgelöst, so dass die Welt als eine Aktion-Reaktionskette
erscheint, d. h. eine Ursache führt zu einer Wirkung, die wiederum als Ursache
einer nächsten Wirkung wird und so fort. Da wir kein "regressus ad infinitum"
denken können, muss irgendwo und irgendwann die allererste Veränderung
stattgefunden haben, die diese Kette veranlasst, aber selbst keine Ursache
nötig hat, also unendlich und in sich am vollkommensten ist. Und diesen
Erstverursacher nennen wir Gott.
Ansatz der Kontingenz:
Alle Seienden
existieren zufälligerweise, kein Seiendes existiert zwingend notwendig, aber
das ganze Universum kann doch nicht aus der Kontingenz entstanden sein, also es
muss eine unendliche Kraft geben, die allem seine Existenz ermöglicht hat und
dieses notwendig Seiende nennen wir Gott.
Bei allen diesen (sog. kosmologischen) Ansätzen stellt sich die Frage:
Warum sollte ein unendlicher Gott realistischer sein als ein unendliches Universum? Warum ist eine übernatürliche Ursache notwendig, wo z. B. die Physiker heute dabei sind, den Urknall besser zu verstehen?
D.h. die Wissenschaft könnte in Zukunft diese kosmologischen Beweise widerlegen.
Teleologischer Ansatz:
Hier geht man
davon aus, dass alles in der Natur entwickelt sich nach einem Plan bzw. Ziel.
Der Mensch selbst verbessert sich ständig nach einem perfektionierten Plan.
Dieser ist so gut und perfekt, dass man dahinter einen unendlichen Planer
annehmen muss und diesen nennen wir Gott. Einzuwenden dagegen ist unsere wissenschaftliche Erkenntnisse v.a. aus der Evolutionsbiologie, dass die Natur eher dem Zufall und der natürlichen Selektion unterliegt als einem vorgeplanten Schema einer angeblich allwissenden übernatürlichen Kraft. Darüber hinaus unsere Welt ist weit davon und in keiner Hinsicht perfekt zu sein. Biologisch-technisch gesehen ist der Mensch z. B. eher ein „Wrack“ als ein perfektioniertes biologisches Apparat, das optimal und fehlerfrei gebaut wäre.
Literatur
(1): Kant,
"Kritik der reinen Vernunft" B, XXIXF., Werke II, S. 33
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen