13.09.2015

Eine Stellungnahme zur Leibniz' These der "besten aller möglichen Welten".


Die Leibniz’ Theorie der besten Welt ist von Form her eine elegante Theorie. Damit scheint der Rationalist Leibniz auf einen „Bedarf“ seiner Zeit (Neuzeit) zu antworten, nämlich darauf, dass die neuzeitliche mechanistische Weltsicht, alle Bereiche des Lebens durchdringt, auch den der Moral und Politik, was schon damals als bedrohlich erkannt wurde. Leibniz’Anliegen scheint, dieser blinden und dem Zufall unterliegenden Naturmacht eine vernünftige Konzeption entgegenzusetzen, die sich auf einer vernünftigen und absolut guten Macht (Gott) basiert, die wiederum eine vernünftige und verantwortliche Menschenfreiheit begründet.

Werfen wir zuerst einen schnellen Blick auf die Leibniz’ These, bevor wir eine Stellung hierzu nehmen. In seinem Werk „Theodizee“ entwirft Leibniz seine „Rechtfertigung Gottes“ (lat. Theodizee) als Antwort bzw. Rechtfertigung des Bösen in der vom Allgerechten (Gott) geschaffenen Welt. Hervorzuheben ist, dass Leibniz in seiner These von Gott ausgeht als dem vollkommensten Wesen schlechthin. Er differenziert und definiert drei Formen des Übels in der Welt, worauf er seine Theorie baut.

Das metaphysische Übel stellt für ihn die Tatsache dar, dass die Seienden (Welt) prinzipiell endlich bzw. unvollkommen sind und das liegt darin begründet, dass die Schöpfung notwendig nicht Gott gleichen kann, sonst gäbe es zwei absolut vollkommene Wesen, was offensichtlich ein Widerspruch ist.

Das physische Übel resultiert notwendigerweise aus dem ersten und entspricht Aspekten der endlichen (unvollkommenen) Schöpfung wie etwa Tod, Krankheit, Leid und natürlichen Katastrophen.

Das moralische Übel ergibt sich aus freien menschlichen Handlungen (z. B. Krieg, Genozid, Mord, usw.) und das begründet Leibniz damit, dass die Freiheit des Menschen (für Gott) ein größeres Gut ist als dieses daraus herstammendes moralisches Böse. Und da Gott (als vollkommenstes Wesen) alle Weltkonstellationen abwägen und nur das Gute für uns erschaffen kann, muss diese Welt die beste aller möglichen Welten sein.

Wie einleitend gesagt ist, entwarf Leibniz seine Theorie unter den historischen Bedingungen seiner Zeit (Frühneuzeit). Dass er voraussetzt, dass es Gott gibt und auch das vollkommenste Wesen ist, stellte anscheinend kein großes Problem dar, zumindest nicht für die Mehrheit der Intellektuellen damals. Problematisch bei einer Voraussetzung der absoluten Vollkommenheit Gottes (von seiner Existenz abgesehen) scheint mir die Schöpfung (von irgendetwas auch immer) unbegründet zu sein, denn „Vollkommenheit“ kann gar nicht „motiviert“ sein, überhaupt etwas zu „tun“, geschweige die Erschaffung einer Welt voll Elend und Leid. Das „vollkommenste Wesen“ muss sich selbst „genug“ sein, auch angesichts der „Güte“, um „noch mehr gut“ (besser) zu sein und eine Welt schöpft, wenn sie auch die beste sei. Darüber hinaus scheint uns - aus den schrecklichen Erfahrungen, die mal auf menschliche Handlungen, mal auf natürliche Ereignisse zurückzuführen sind - so eine „schöne“ Theorie völlig verblasst und unserer Zeit nicht mehr adäquat ist. Denken wir nur an die Weltkriege, Genozide, Massenvernichtungswaffen, Erdbeben, Tsunamis, die wir kennen, um sich klar zu machen, dass diese Welt eher „satanisch“ als „göttlich“ anzusehen ist und dass diese These zu abstrakt, um nur annähernd unseren konkreten Problemen zu begegnen. Aber so eine Theorie könnte manche vielleicht (über ihr Schicksal) etwas trösten oder gar motivieren, aus ihrer „göttlichen“ Freiheit das Beste zu machen und die „Schöpfung“ selbst aktiv zu verbessern. Das war anscheinend u.a. auch die Absicht von Leibniz. Anderseits, ist damit zu rechnen, dass ein lieber Gott doch alles gut geplant hat, könnte zu einem Art Fatalismus führen, statt auf sich selbst (als Gattung Mensch) zu verlassen und versucht der Vollverantwortung seiner Welt gerecht zu werden, auch im Hinblick auf die Entwicklung von neuen Ideen und Theorien, Human- wie Naturwissenschaftlich, die auf die verschiedenen Herausforderungen unserer Existenz antworten.            

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