Die Leibniz’ Theorie
der besten Welt ist von Form her eine elegante Theorie. Damit scheint der
Rationalist Leibniz auf einen „Bedarf“ seiner Zeit (Neuzeit) zu antworten,
nämlich darauf, dass die neuzeitliche mechanistische Weltsicht, alle Bereiche
des Lebens durchdringt, auch den der Moral und Politik, was schon damals als
bedrohlich erkannt wurde. Leibniz’Anliegen scheint, dieser blinden und dem
Zufall unterliegenden Naturmacht eine vernünftige Konzeption entgegenzusetzen,
die sich auf einer vernünftigen und absolut guten Macht (Gott) basiert, die
wiederum eine vernünftige und verantwortliche Menschenfreiheit begründet.
Werfen wir zuerst
einen schnellen Blick auf die Leibniz’ These, bevor wir eine Stellung hierzu
nehmen. In seinem Werk „Theodizee“ entwirft Leibniz seine „Rechtfertigung
Gottes“ (lat. Theodizee) als Antwort bzw. Rechtfertigung des Bösen in der vom
Allgerechten (Gott) geschaffenen Welt. Hervorzuheben ist, dass Leibniz in
seiner These von Gott ausgeht als dem vollkommensten Wesen schlechthin. Er
differenziert und definiert drei Formen des Übels in der Welt, worauf er seine
Theorie baut.
Das metaphysische
Übel stellt für ihn die Tatsache dar, dass die Seienden (Welt) prinzipiell
endlich bzw. unvollkommen sind und das liegt darin begründet, dass die
Schöpfung notwendig nicht Gott gleichen kann, sonst gäbe es zwei absolut
vollkommene Wesen, was offensichtlich ein Widerspruch ist.
Das physische
Übel resultiert notwendigerweise aus dem ersten und entspricht Aspekten der
endlichen (unvollkommenen) Schöpfung wie etwa Tod, Krankheit, Leid und
natürlichen Katastrophen.
Das moralische
Übel ergibt sich aus freien menschlichen Handlungen (z. B. Krieg, Genozid, Mord,
usw.) und das begründet Leibniz damit, dass die Freiheit des Menschen (für
Gott) ein größeres Gut ist als dieses daraus herstammendes moralisches Böse.
Und da Gott (als vollkommenstes Wesen) alle Weltkonstellationen abwägen und nur
das Gute für uns erschaffen kann, muss diese Welt die beste aller möglichen
Welten sein.
Wie einleitend
gesagt ist, entwarf Leibniz seine Theorie unter den historischen Bedingungen
seiner Zeit (Frühneuzeit). Dass er voraussetzt, dass es Gott gibt und auch das
vollkommenste Wesen ist, stellte anscheinend kein großes Problem dar, zumindest
nicht für die Mehrheit der Intellektuellen damals. Problematisch bei einer
Voraussetzung der absoluten Vollkommenheit Gottes (von seiner Existenz
abgesehen) scheint mir die Schöpfung (von irgendetwas auch immer) unbegründet
zu sein, denn „Vollkommenheit“ kann gar nicht „motiviert“ sein, überhaupt etwas
zu „tun“, geschweige die Erschaffung einer Welt voll Elend und Leid. Das
„vollkommenste Wesen“ muss sich selbst „genug“ sein, auch angesichts der
„Güte“, um „noch mehr gut“ (besser) zu sein und eine Welt schöpft, wenn sie
auch die beste sei. Darüber hinaus scheint uns - aus den schrecklichen
Erfahrungen, die mal auf menschliche Handlungen, mal auf natürliche Ereignisse
zurückzuführen sind - so eine „schöne“ Theorie völlig verblasst und unserer
Zeit nicht mehr adäquat ist. Denken wir nur an die Weltkriege, Genozide,
Massenvernichtungswaffen, Erdbeben, Tsunamis, die wir kennen, um sich klar zu
machen, dass diese Welt eher „satanisch“ als „göttlich“ anzusehen ist und dass
diese These zu abstrakt, um nur annähernd unseren konkreten Problemen zu
begegnen. Aber so eine Theorie könnte manche vielleicht (über ihr Schicksal)
etwas trösten oder gar motivieren, aus ihrer „göttlichen“ Freiheit das Beste zu
machen und die „Schöpfung“ selbst aktiv zu verbessern. Das war anscheinend u.a.
auch die Absicht von Leibniz. Anderseits, ist damit zu rechnen, dass ein lieber
Gott doch alles gut geplant hat, könnte zu einem Art Fatalismus führen, statt
auf sich selbst (als Gattung Mensch) zu verlassen und versucht der
Vollverantwortung seiner Welt gerecht zu werden, auch im Hinblick auf die
Entwicklung von neuen Ideen und Theorien, Human- wie Naturwissenschaftlich, die
auf die verschiedenen Herausforderungen unserer Existenz antworten.
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