05.11.2011

Die Bedeutung der Falsifikation im Kritischen Rationalismus

Um den Begriff „Falsifikation“ bei Karl Popper zu erklären, wird ein Überflug der Wissenschaftsphilosophie benötigt, wie dieser Bereich der Philosophie sich entfaltete bis zum kritischen Rationalismus. Der wesentliche Zeitpunkt für diese Geschichte begann mit der Neuzeit, wo die zwei großen Schulen „Rationalismus“ und „Empirismus“ stark entwickelt wurden, obwohl ihre Geburt als philosophische Konzepte längst vorher stattfand.

Der neuzeitliche Rationalismus postulierte, dass eine wissenschaftliche Theorie allein durch Vernunft und anhand der Deduktion entfaltet und bewiesen werden kann, wobei der neuzeitliche Empirismus dagegen stand und allein der Sinnerfahrung und der Induktion das letzte Wort aufräumte, wenn es um Erkenntnis der Wirklichkeit und Aufstellung deren wissenschaftliche Theorien handelt.

Das Aufkommen der modernen Zeit mit all seiner großen wissenschaftlichen Errungenschaften insbesondere der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik hat dazu geführt, dass nicht nur die klassische Vorstellung der Wissenschaften verblasste, sondern auch alle philosophische Theorien und allem voran die rationalistische und empirische Weltsicht.

Das Verifikationsprinzip gilt als Angelpunkt für alle empirische Theorien und insbesondere für den logischen Empirismus, der alles daran setzt, Begrifflichkeiten und Aussagen metaphysischen Charakters, also alles, was nicht anhand Tatsachen überprüfbar ist, aus der Philosophie und Wissenschaft zu bannen. Der Empirismus will aber einerseits induktiv vorgehen, um Theorien aufzustellen und anderseits diese Theorien, die letztendlich All-Sätze in der Wissenschaft darstellen der Verifikation unterliegen. Zweierlei Forderungen, die logisch nicht haltbar sind. Denn induktiv heißt in letzter Analyse selektiv, also aus Stichproben Verallgemeinerungen zu postulieren, also wissenschaftliche All-Sätze zu formulieren. Ein All-Satz ist aber logischerweise empirisch nicht verifizierbar, denn keiner kann alle denkbare Exemplare einer All-Aussage überprüfen, als wäre z. B. möglich, empirisch sicherzustellen, dass „alle Raben schwarz sind“. Eher ist es logisch, diesen All-Satz zu falsifizieren, denn es reicht dafür ein einziges Gegenbeispiel, nämlich einen nicht-schwarzen Rabe zu finden. Und genau hier setzt der Vater des Kritischen Rationalismus Karl Popper an und entwirft das Falsifikationskonzept als Gegenpol zum bisher bekannten Verifikationsprinzip. Er geht noch weiter gegen den Empiristen und denkt zuerst wie die Rationalisten, dass wissenschaftliche Theorien eher deduktiv entwickelt werden, aber - und hier wird er kritisch und distanziert sich vom traditionellen Rationalismus - diese Theorien sind bloße hypothetische All-Sätze, die dann stets an der Erfahrung gemessen werden und nur solange gelten bis sie durch Tatsachen falsifiziert werden. Poppers Falsifikationsprinzip ist somit ein Abgrenzungskriterium zwischen Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft, denn eine durch Deduktion aufgestellte Theorie ist nur insofern wissenschaftlich, wenn sie eine hypothetische Geltung hat und immer wieder mithilfe Beobachtungen überprüft wird, bis sie sich einmal anhand einer harten Tatsache als falsch erweist, also falsifiziert wird.

1 Kommentar:

  1. Den Beitrag finde ich interessant, er setzt aber voraus, dass man brereits einiges über Rationalismus und K. Popper weiß.

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