Wie kann die Philosophie notwendige Bestimmungen erzielen, die das Wesen der Sachen erfassen?
Um diese Frage zu beantworten, hat Husserl seine
Phänomenolgie enwickelt mit der Grundeinstellung, möglichst alle Vorurteile und
Theorien bei Seite zu stellen, um wie er sagt “zu den Sachen selbst”
vorzudringen. Das Bewusstseinsleben spielt hierzu eine Schlüsselrolle, denn die
Phänomene nach ihm sind einzig als erlebte Vorstellungen in unserem Bewusstsein
zu beachten und keinesfalls als der Wirklichkeit getreu abgebildete
Gegenstände, die durch das Bewusstsein unbeinflußt wiedergegeben sind. Ein
Rückschluss von diesen Vorstellungen auf die Wirlichkeit wird eingeklammert.
Die Grundannahme der “dogmatischen” Einstellung,
wonach unser alltägliche Verständnis der Welt funktioniert, drückt Husserl so
aus: “Die Wirklichkeit ... finde ich als daseiende vor und nehme sie, wie sie
sich uns gibt, auch als daseiende hin” [Husserliana III/1, S.61]. Daher liegt
nach ihm die erste Aufgabe der Phänomenologie darin, diese Annahme
“einzuklammern”, um Urteile darüber zu unterbinden, was aber nicht heißt, sie
prinzipiell infrage zu stellen. “Epoché” ist Husserls Bezeichnung dieser
Einstellung von “Zurückhaltung jedes Urteils”, da eine voreilige Entscheidung
die phänommenologische Analyse nur erschweren kann.
Indem Husserl die ganze natürliche Welt in Klammern
setzt, reduziert er die Gegenstände auf die bewusstseinsimmanente Vorstellungen
davon und somit ist der natürlische Bezug auf Gegenstände aufgegeben. Die
epoché und die phänomenologische Reduktion führen nach Husserl dazu, dass wir
unsere Vorstellungen von Gegenständen unendlich variieren können und uns in den
Möglichkeitsraum der Erscheinungen bewegen, um die Sinnhorizonte zu
entschlüsseln und anhand der Variation eines Phänomens zu konstanten
Eigenschaften gelangen. Das Wesen wird daher verstanden als das Gleichbleibende
im Fluss aller Abwandlungen und als ein Ergebnis unserer
Bewusstseinsleistungen.
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