03.10.2012

(4) “Epoché” und “Reduktion” bei Edmund Husserl


Wie kann die Philosophie notwendige Bestimmungen erzielen, die das Wesen der Sachen erfassen?
 
Um diese Frage zu beantworten, hat Husserl seine Phänomenolgie enwickelt mit der Grundeinstellung, möglichst alle Vorurteile und Theorien bei Seite zu stellen, um wie er sagt “zu den Sachen selbst” vorzudringen. Das Bewusstseinsleben spielt hierzu eine Schlüsselrolle, denn die Phänomene nach ihm sind einzig als erlebte Vorstellungen in unserem Bewusstsein zu beachten und keinesfalls als der Wirklichkeit getreu abgebildete Gegenstände, die durch das Bewusstsein unbeinflußt wiedergegeben sind. Ein Rückschluss von diesen Vorstellungen auf die Wirlichkeit wird eingeklammert.
Die Grundannahme der “dogmatischen” Einstellung, wonach unser alltägliche Verständnis der Welt funktioniert, drückt Husserl so aus: “Die Wirklichkeit ... finde ich als daseiende vor und nehme sie, wie sie sich uns gibt, auch als daseiende hin” [Husserliana III/1, S.61]. Daher liegt nach ihm die erste Aufgabe der Phänomenologie darin, diese Annahme “einzuklammern”, um Urteile darüber zu unterbinden, was aber nicht heißt, sie prinzipiell infrage zu stellen. “Epoché” ist Husserls Bezeichnung dieser Einstellung von “Zurückhaltung jedes Urteils”, da eine voreilige Entscheidung die phänommenologische Analyse nur erschweren kann.
Indem Husserl die ganze natürliche Welt in Klammern setzt, reduziert er die Gegenstände auf die bewusstseinsimmanente Vorstellungen davon und somit ist der natürlische Bezug auf Gegenstände aufgegeben. Die epoché und die phänomenologische Reduktion führen nach Husserl dazu, dass wir unsere Vorstellungen von Gegenständen unendlich variieren können und uns in den Möglichkeitsraum der Erscheinungen bewegen, um die Sinnhorizonte zu entschlüsseln und anhand der Variation eines Phänomens zu konstanten Eigenschaften gelangen. Das Wesen wird daher verstanden als das Gleichbleibende im Fluss aller Abwandlungen und als ein Ergebnis unserer Bewusstseinsleistungen.

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