26.10.2012

(10) Wie versteht Aristoteles Herstellen und Handeln?



Neben seiner theoretischen Philosophie (Metaphysik) ist Aristoteles für seine praktische Philosophie bekannt, auch wenn diese mit einem relativ niedrigeren Begründungsanspruch auftritt als die prima philosophia (Erste Philosophie). Eine Theorie für die Praxis betrifft das menschliche Handeln und dies kann nicht gleichermaßen erkenntnissicher erfasst wie die allgemeinen Grundstrukturen der Wirklichkeit.   
Handeln ist Situationsabhängig und erfordert nach Aristoteles praktische Kompetenz (Klugheit), ein praktisches Wissen um die Ziele und das richtige Mittel, sie zu konkretisieren. Die Zielorientiertheit des menschlichen Handelns ist für ihn auf Ethik basiert, das heißt es geht ihm um das rechte Handeln und die bestmöglichen Ziele. Aristoteles diskutiert trotzdem nicht in erster Linie etwa ethische Normen, sondern begründet eine allgemeine Handlungstheorie, wobei er das menschliche Handeln in Gegenüberstellung anderer Lebewesen analysiert und beschreibt. Hierbei stellt er die Besonderheit des menschlichen Tätigseins als Voraussetzung seiner ethischen Theorie heraus. Aristoteles geht von der Teleologie (Zielgerichtetheit) aller Tätigkeiten aus und stellt dem ethischen Handeln das Herstellen als grundlegende andere Weise des Tätigseins gegenüber. „Etwas Gutes tun wollen“ ist das Ziel und Motivation unserer Tätigkeiten nach Aristoteles, wobei das Gute hier vorerst nicht ethisch zu verstehen ist, sondern als etwas, was für einen überhaupt erstrebenswert ist, was ihm interessiert oder ihm von Wichtigkeit bzw. Lebensrelevanz ist etwa ein Stück Brot, wenn er gerade hungrig ist. Wie er aber über dieses Brot verfügt, also der Weg oder das Mittel hierzu ist erstmal Nebensache. Sein Tun ist dadurch getrieben, etwas für ihn Gutes zu erreichen, also das Gut (im Sinne eines Objekts) zu besitzen.

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