05.04.2015

Jean-Jacques Rousseau und die Kulturentwicklung


J. J. Rousseau unterzieht den neuzeitlichen Kulturoptimismus einer harten Kritik. Auf die Frage, ob die kulturellen Errungenschaften den Menschen zu mehr Freiheit und bessere Moral führen, gibt er - gegen den damaligen verbreiteten Kulturoptimismus - eine negative Antwort. Bei seiner Behandlung dieser Frage, geht er von einem natürlichen Zustand aus, wobei die Menschen unter „natürlicher Ordnung“ miteinander frei leben und sich aus Selbstliebe stammendem Mitleid gegenseitig unterstützen. Mit zivilisatorischen Entwicklungen (Sprache, Kunst, Wissenschaft, Technik) wurden zwar viele Schwierigkeiten des Lebens beherrscht, aber entstanden auch Privateigentum und Aufteilung der Arbeit, wobei sich die Kluft zwischen Reichen und Armen immer größer wird und damit setzen sich Ungleichheit und Ungerechtigkeit zwischen Menschen durch. Die Selbstliebe wandelt sich in Selbstsucht und Besitzgier, woraus sich Unzufriedenheit, Unglück und Heuchelei in der Gesellschaft ergeben. Die Kulturentwicklung zieht somit mehr „künstliche Ordnung“ nach sich, also Gesetze und Konventionen, wonach sich der Mensch orientieren muss. Die Anpassung an dieser Zwangssituation betrifft vor allen die Armen, die sich letztendlich damit begnügen müssen, den Reichen zu dienen oder bei denen „schutzlos“ zu arbeiten, denn die Gesetzte sind vorwiegend für die Vermögenden und deren Schutz gemacht, für die Armen sind sie eher hindernd und unterdrückend.   
 
Trotzdem wollte Rousseau mit dieser tiefgreifenden Kritik nicht dazu aufrufen, in die „natürliche Gesellschaft“ zurückzukehren, sondern eher das Bewusstsein dafür schärfen und den Weg zu seinem auf dem Gemeinwillen aller Gesellschaftsmitglieder basierten „Gesellschaftsvertrag“ ebnen und somit zu der freien und gerechten Gesellschaft, wo nur noch der Rechtsstaat herrscht. Mit seiner Theorie zum Gesellschaftsvertrag (fr. Contrat social, 1762) als Ausdruck der Volkssouveränität hat Rousseau einen der wichtigsten Ecksteine des modernen Rechtsstaats gelegt.          
 

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